UfU-Projekte in Kasachstan widmen sich den Umweltproblemen in der Landwirtschaft

Am 17. Juli 2024 hatte das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) in Berlin die Ehre, eine Delegation aus Kasachstan zu empfangen, darunter Herrn Aslan Abdraimov, den stellvertretenden Minister für Wasserressourcen und Bewässerung, und Frau Aziza Dyussenova, die Erste Sekretärin der Botschaft von Kasachstan in Deutschland. Dieser Besuch war ein wichtiger Schritt in der Zusammenarbeit bei der Bewältigung kritischer Umweltprobleme in Kasachstan.

Während des Treffens gaben UfU-Vertreter, darunter Dr. Michael Zschiesche, Sami Çeltikoğlu und Dr. Arne Reck, einen umfassenden Überblick über laufende und geplante Projekte in Kasachstan und erörterten umweltpolitische Herausforderungen, denen sich Kasachstan heute und in Zukunft stellen muss. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen die UfU-Projekte ZIVIKLI, Projekt4646 und CarbonIQ und deren wissenschaftliche Erkenntnisse. Diese Projekte leisten einen einzigartigen Beitrag zu nachhaltigen landwirtschaftlichen Praktiken und zur Anpassung an den Klimawandel in Kasachstan.

Warum arbeitet das UfU in Kasachstan?

Kasachstan spielt eine wichtige Rolle in der globalen Lebensmittelversorgungskette. Die Landwirtschaft ist ein entscheidendes Element für die wirtschaftliche, soziale und ökologische Entwicklung Kasachstans. Mehr als 79,3 % der Landesfläche sind der landwirtschaftlichen Produktion gewidmet – etwa 29.669.700 Hektar Ackerland (Weltbank, 2021; Macrotrends, 2020). Die Landwirtschaft Kasachstans bringt gigantische Exporte von Weizen und Mehl hervor. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) prognostiziert, dass bis 2030 die Weizenproduktion Kasachstans, der Ukraine und Russlands zusammengenommen 25-30 % der weltweiten Weizenexporte ausmachen wird, während es heute bereits 21 % sind. Die Rolle Kasachstans als Nahrungsmittellieferant ist besonders wichtig für den Nahen Osten und Nordafrika und damit auch für deren Nahrungsmittelsicherheit.

Aufgrund des Klimawandels steht die kasachische Landwirtschaft vor Herausforderungen wie Dürren oder Überschwemmungen und einer Veränderung der jährlichen Durchschnittstemperatur, welche die Nahrungsmittelproduktion in Zukunft gefährden könnten, wenn Kasachstan nicht in der Lage ist, seine Landwirtschaft an die sich verändernden Umweltbedingungen anzupassen. Gleichzeitig suchen die kasachischen Landwirte nach alternativen Möglichkeiten, ihre Produkte umweltfreundlich und mit geringeren Auswirkungen auf Boden und Natur zu produzieren, da sich Kasachstan wie andere Länder das Ziel gesetzt hat, seine Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bis 2050 von über 80 % auf etwa 50 % zu reduzieren (Karatayev et al. 2022). Das Land will außerdem bis 2060 kohlenstoffneutral werden (Weltbank, 2023). Da das UfU über umfangreiche Erfahrungen im Bereich der Bodenrenaturierung und des Bodenschutzes verfügt, ist es unser Ziel, die Landwirte in Kasachstan bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen und einen Beitrag zur Sicherung der Welternährung bei gleichzeitiger Gewährleistung einer umweltfreundlichen Landwirtschaft zu leisten.

Das Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung von Kasachstan

Die Bereitstellung von Wasser für die Landwirtschaft ist einer der kritischsten Punkte, wenn es darum geht, die Nahrungsmittelproduktion zu sichern. Kasachstan steht vor großen Herausforderungen wie Wasserknappheit für die Landwirtschaft, häufige Dürren und gelegentliche schwere Überschwemmungen aufgrund der sich ändernden klimatischen Bedingungen. Deshalb hat Kasachstan vor einem Jahr ein neues Ministerium gegründet, das Ministerium für Wasserressourcen und Bewässerung. Anders als in Deutschland, wo es kein eigenes Ministerium für diese Thematik gibt, spielt das Ministerium eine entscheidende Rolle bei der Verwaltung der im Land verfügbaren Wasserquellen und bei der Bewältigung von Klimaextremen. Um dies zu unterstützen, liefert das UfU strategische Erkenntnisse aus seinen Projekten für einen robusten Rahmen zur Umsetzung nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken. Das Ministerium ist bestrebt, die im Rahmen dieser Projekte entwickelten Daten und Strategien zu nutzen, um die nationale Politik zu informieren und praktische Lösungen vor Ort umzusetzen.

Besuch von kasachischen Studenten

Am 18. Juli 2024 empfing das UfU im Rahmen des „Landwirtschaftlichen Praktikumsprogramms in Brandenburg“ von Apollo e.V. auch Studierende mit landwirtschaftlichem Hintergrund von verschiedenen kasachischen Universitäten. Die Studierenden wurden über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und die innovativen Lösungen, die in den Projekten des UfU umgesetzt werden, informiert. Die von Sami Çeltikoğlu und Dr. Arne Reck geleitete Veranstaltung weckte großes Interesse am CarbonIQ-Projekt, insbesondere an dessen Potenzial, landwirtschaftliche Praktiken in Kasachstan zu verändern.

Der Besuch der kasachischen Delegation an der UfU war ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Umweltkooperation zwischen Kasachstan und Deutschland. Die ausführlichen Gespräche und Projekteinblicke bildeten eine solide Grundlage für die künftige Zusammenarbeit mit dem Ziel, nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken und die Klimaresilienz in Kasachstan zu verbessern. Das UfU ist weiterhin entschlossen, Kasachstan auf seinem Weg zu ökologischer Nachhaltigkeit und Klimaanpassung zu unterstützen.

UfU Projekte in Kasachstan

Projekt 4646

Ziel des Projektes „Projekt4646“ ist eine Machtbarkeitsstudie zu den Themen „Klimawandel in der Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Know-how-Transfer zwischen Deutschland und der Republik Kasachstan“ und umfasst zwei Studienphasen. Im ersten Schritt erfolgt eine Vorstudie über die Wahrnehmung des Klimawandels durch Landwirt*innen, politische Entscheidungsträger*innen und landwirtschaftliche Akteur*innen anhand von Befragungen im Fokusgruppenformat. Im zweiten Schritt erfolgt eine direkte Befragung von Landwirt*innen bezüglich der Wahrnehmung der Klimakrise mittels einer Umfrage.

UfU Projekt 4646

Projekt CarbonIQ

Mit der Pilotstudie „CarbonIQ“ soll eine Entscheidungsgrundlage für die Durchführbarkeit von „Carbon Farming“ in Kasachstan als wichtige Umwelt- und Klimaschutztechnologie geschaffen werden.  Konkret zielt das Projekt „CarbonIQ“ darauf ab, das Potenzial der Kohlenstoffspeicherung in den Böden Kasachstans zu bewerten, die Kapazität für „Carbon Farming“ abzuschätzen und wichtige Effekte wie die Förderung der Biodiversität zu untersuchen. „CarbonIQ“ unterstützt auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit, indem das Potenzial der Kohlenstoffspeicherung im Boden für die Landwirt*innen nutzbar gemacht wird. Auf diese Weise können Landwirt*innen konkret sehen, wie sie durch nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken sowohl einen Beitrag für die Natur als auch für ihr eigenes Einkommen leisten können.

UfU Projekt CarbonIQ