ChemKom – Strategische Wissenschaftskommunikation zu Risiken

In dem Forschungsprojekt „ChemKom“ untersuchen wir gemeinsam mit dem Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) und der Uni Hamburg die strategische Wissenschaftskommunikation von verschiedenen Akteur*innen am Beispiel der Risiken von PFAS, auch Ewigkeitschemikalien genannt.

Wissenschaftliche Erkenntnisse sind ein wichtiger Bestandteil von gesellschaftlichen Debatten und Auseinandersetzungen, so auch wenn es etwa um die Regulierung von Chemikalien geht. Wie verschiedene Akteur*innen, wie NGOs und Industrieverbände, wissenschaftliche Inhalte strategisch kommunizieren, um ihre eigenen Interessen zu fundieren, ist bisher wissenschaftlich nur wenig beleuchtet. In dem Projekt ChemKom setzen wir mit einem inter- und transdiziplinären Forschungsansatz an dieser Stelle an.

Im Verbund mit dem ISOE und der Uni Hamburg untersuchen wir die Kommunikation sowohl wissenschaftlicher als auch nicht-wissenschaftlicher Akteur*innen zum Thema PFAS, beleuchten die mediale Berichterstattung und analysieren die Rezeption von Inhalten durch die Öffentlichkeit. Darauf aufbauend wird in dem Projekt ein eigenes Format der Wissenschaftskommunikation entwickelt und getestet.

Das UfU widmet sich in dem Projekt insbesondere den Rezipient*innen der Wissenschaftskommunikation und deren Vertrauen in die Wissenschaft. Dabei untersuchen wir unter anderem wie strategische Wissenschaftskommunikation verschiedener Akteur*innen wahrgenommen wird und ob sie die Rezipient*innen dabei unterstützt oder hemmt, sich mit dem Thema PFAS weiter zu beschäftigen. Außerdem erheben wir welche Anforderungen Rezipient*innen an eine gelungene und partizipative Wissenschaftskommunikation im Fall umstrittener Themen wie PFAS stellen. Diese Erkenntnisse fließen in ein Realexperiment zur Demokratisierung der Wissenschaftskommunikation im Bereich der Chemikaliensicherheit ein. Aufbauend auf den Vorarbeiten im Projekt wird ein dialogisches Format der Wissenschaftskommunikation mit Praxispartner*innen konzipiert und getestet. 

Was ist Wissenschaftskommunikation? 

Wissenschaftskommunikation umfasst jede Form von Kommunikation, die sich auf wissenschaftliches Wissen fokussiert und kann sowohl innerhalb als auch außerhalb der institutionalisierten Wissenschaft stattfinden (Schäfer et al. 2015: 13). Ein Ziel der Wissenschaftskommunikation ist es wissenschaftliche Inhalte der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Wissenschaftskommunikation kann sich an verschiedene Adressat*innen richten, wie die breite Öffentlichkeit, politische Entscheidungsträger*innen oder Kinder und Jugendliche. Die Kommunikation kann dialogisch, partizipativ oder auch durch Fachpublikationen, journalistische Medien oder Social Media erfolgen. Die Wissenschaftskommunikation hat heutzutage eine besondere Relevanz, da die Bedeutung wissenschaftlicher Forschung in fast allen Bereichen unseres Lebens zugenommen hat und das Verhalten von Menschen als auch die Entscheidungen von Regierungen beeinflusst (Bonfadelli, et al. 2017). Dies wird besonders deutlich am Beispiel der Covid-19-Pandemie oder auch der Klimakrise. 

Was sind PFAS?   

PFAS ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Dabei handelt es sich um eine Stoffgruppe mit über 10.000 Substanzen. Sie werden industriell hergestellt und wegen ihrer schmutz-, fett- und wasserabweisenden Eigenschaften in einer Vielzahl von Alltagsprodukten eingesetzt. PFAS sind z. B. in Kochgeschirr, Outdoor-Ausrüstung oder Nahrungsmittelverpackungen verarbeitet. Durch ihre hohe Persistenz in der Umwelt werden sie auch Ewigkeitschemikalien genannt. Sie sind bereits an entlegenen Orten, wie etwa in Polarregionen und der Tiefsee nachweisbar. PFAS reichern sich in Organismen an und lassen sich mittlerweile in der Nahrungskette und dem menschlichen Blut auffinden. Für einige Substanzen aus der Stoffgruppe konnte nachgewiesen werden, dass sie sich negativ auf Ökosysteme und die menschliche Gesundheit auswirken, etwa auf das Immunsystem. Die EU prüft derzeit eine Regulierung. (BMUV, UBA 2020)