Russischer Angriff auf die Ukraine gefährdet die „Lebensmittelsicherheit“ in der Welt

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11. April 2022

Russischer Angriff auf die Ukraine gefährdet die „Lebensmittelsicherheit“ in der Welt

Seit Jahren warnen Expert:innen vor den Auswirkungen des fortschreitenden Klimawandels und der damit verbundenen Unsicherheit der Nahrungsmittelversorgung weltweit. Hitze, fehlende Niederschläge und extreme Wetterereignisse führen in vielen Ländern zu veränderten landwirtschaftlichen Anbaubedingungen, besonders der globale Wassermangel verschärft sich zunehmend. Sich an diese veränderten Bedingungen anzupassen ist schwierig und nur langsam möglich. Die Folge sind oft geringere Ernteerfolge und damit langfristig höhere Lebensmittelpreise auf den globalen Nahrungsmittelmärkten. Einkommensschwache Länder leiden darunter am stärksten. Diese Situation wird durch den aktuellen Krieg in der Ukraine nun verschärft.

Weizenexporte stark gefährdet

Russland und die Ukraine tragen einen nicht unerheblich starken Anteil an der globalen Lebensmittelversorgung. Besonders Sonnenblumenkerne, Gerste und Weizen sind essentielle Exportprodukte dieser beiden Länder. Russland steht weltweit mit mehr als 32,9 Millionen Tonnen als der größte globale Weizenexporteur an der Spitze, die Ukraine landet auf Platz 5 mit mehr 20 Millionen Tonnen.

FAO XCBS system

Viele landwirtschaftliche Produkte der Ukraine und Russland werden vor allem in sogenannte Low-Income Food-Deficit Countries, also Länder mit schwachem Einkommen und großen Nahrungsmitteldefizit exportiert. Eritrea, Kazakhstan und die Mongolei beziehen nahezu ihren gesamten Weizenbedarf aus Russland und der Ukraine. Aber auch Tanzania, Namibia, Kongo, Rwanda und Somalia importieren mehr als 50 Prozent des eigenen Weizenbedarfs aus diesen beiden Ländern.

Trade Data Monitor (TDM), FAO calculations

Die damit einhergehende Abhängigkeit dieser Länder von den Exporten aus der Ukraine und aus Russland gefährdet die Nahrungsmittelversorgung stark. Der Bedarf ist inzwischen nicht mehr gedeckt. Seit den Angriffen Russlands auf die Ukraine sind die Arbeiten in den Häfen im Schwarzen Meer praktisch zum Erliegen gekommen. Dies führt auf den globalen Lebensmittelmärkten zu einer eingeschränkten Verfügbarkeit, einer nicht gedeckten Importnachfrage und höheren internationalen Lebensmittelpreisen. Damit gefährdet Russlands Angriff auf die Ukraine nicht nur das Leben ukrainischer Bürger*innen, er kann weltweit zu schwerer Unterernährung und Hungersnöten führen.

In der Ukraine müssten jetzt die Felder bestellt werden

Arif Husain, der Chefökonom des Welternährungsprogramms zeigt sich inzwischen stark besorgt, über die globale Lebensmittelversorgung: „Ehrlich gesagt mache ich mir große Sorgen. Die Menschen in der Ukraine sind in einer desaströsen Situation und kämpfen um ihr Leben. Aber dieses Desaster wird auch Menschen jenseits der Grenzen und tausende von Kilometern entfernt schaden.“ (https://www.capradio.org/news/npr/story?storyid=1083769798)

Dabei könnte der Zeitpunkt für diesen Krieg nicht ungünstiger gewählt sein. Um diese Zeit müssten in der Ukraine die Felder mit Mais, Gerste und Sonnenblumen bestellt werden. Gleichzeitig steht im Sommer die nächste große Weizenernte an. Die meisten Menschen in der Ukraine befinden sich jedoch entweder auf der Flucht oder im Krieg. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (engl. Food and Agriculture Organization of the United Nations) schätzt, dass 20 Prozent der im Winter bepflanzten Flächen aufgrund der direkten Zerstörung, dem eingeschränkten Zugang oder fehlender wirtschaftlicher Ressourcen im Sommer nicht abgeerntet werden können. Dies könnte vor allem in der kommenden Saison zu fatalen Folgen führen.

Weizenpreise könnten sich verdoppeln

Aktuell erreichen die Weizenpreise durch die fehlenden Exporte bereits Rekordhöhen und übertreffen sogar das Preisniveau, das während der globalen Lebensmittelkrise 2007-2008 verzeichnet wurde. Damals stiegen die Weizenpreise auf Grund der gravierenden Produktionsrückgänge der führenden Erzeugerländer Australien und Russland stark an. Aus dieser globalen Lebensmittelkrise erwuchsen andere Krisen. Der Anstieg der Getreidepreise gilt unter anderem als einer der Auslöser der Aufstände des „Arabischen Frühlings“ im Nahen Osten in den Jahren 2009-2010. Die damaligen Lebensmittelpreise drängten viele Menschen im Nahen Osten an den Rand der eigenen Existenz und führten zu Massenprotesten und Reformforderungen.

Je länger der Krieg in der Ukraine also dauert, desto schwerwiegender könnten die Folgen nicht nur für Ukrainer selbst, sondern auch für die weltweite Nahrungsmittelversorgung werden. Denn wenn die Landwirte in der Ukraine nicht bald mit der Aussaat von Präparaten beginnen, befürchten Expert*innen, dass eine damit verbundene Krise der Ernährungssicherheit entstehen wird. Die Getreideproduktion in der Ukraine könnte in der kommenden Saison so stark zurückgehen, dass sich der Weizenpreis entsprechend verdoppeln oder verdreifachen wird.

Ärmere Länder am stärksten betroffen

Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN WFP), das Getreide und Lebensmittel zur Verteilung an arme Länder liefert, kaufte im vergangenen Jahr rund 1,4 Millionen Tonnen Weizen, davon 70 Prozent aus der Ukraine und Russland. Vor der russischen Invasion in der Ukraine sah sich die Welt aufgrund niedriger Erträge in Kanada, den USA und Argentinien bereits mit einem Anstieg der Weizenpreise um 30 Prozent konfrontiert. Es wird erwartet, dass dieser jüngste Anstieg der Getreidepreise die Fähigkeit des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen, Hilfe zu leisten, weiter einschränken wird. Inzwischen zeigen einige Simulationen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen, das die globale Anzahl an unterernährten Menschen im Jahr 2022/23 um 8 bis 13 Millionen Menschen ansteigen könnte. Der größte Anstieg wird in den Regionen Asien-Pazifik, Subsahara-Afrika, Naher Osten und Nord-Afrika erwartet. Aufgrund extremer Hitze oder anderen starken klimatischen Bedingungen können Weizen und andere Getreidesorten in diesen Regionen nicht oder nur schwer angebaut werden. Daher importieren diese Länder Weizen aus der Ukraine und Russland.

Arif Husain betont jedoch, dass die Preise aufgrund der Vernetzung der weltweiten Rohstoffmärkte selbst in Ländern, die ihren Weizen, Mais oder andere Rohstoffe derzeit nicht direkt aus der Ukraine oder Russland beziehen, steigen werden: „Jede Unterbrechung, die irgendwo in der Nahrungskette auftritt, wird definitiv anderswo Auswirkungen haben“, sagt Husain (https://www.capradio.org/news/npr/story?storyid=1083769798).

Zum Report der Vereinten Nationen:

Autoren: Sami Celtikoglu, Carolin Glahe, Ulrike Dietrich, Jonas Rüffer


UfU-Pressemitteilung: Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule

08. April 2022

Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule

Berlin will spätestens bis 2045 klimaneutral werden. Das von der Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz geförderte Pilotprojekt „KlimaVisionen“ begleitet Berliner Schulen auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Bettina Jarasch, Senatorin für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz des Landes Berlin: „Es gibt viele engagierte Schülerinnen und Schüler und auch Lehrkräfte an den Berliner Schulen, die im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel tatsächlich etwas bewegen wollen. Mit dem Projekt „KlimaVisionen“ unterstützen wir Initiativen, die an der eigenen Schule Veränderungen anstoßen und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten wollen. Ich bin überzeugt, dass dieses Projekt auf großes Interesse von Schulen stoßen wird.“

In Berlin gibt es ca. 827 Schulen mit ca. 370.000 Nutzern. Schulen sind extrem komplexe Systeme und haben einen enormen Energie- und Ressourcenverbrauch. Die großen und oft auch alten Schulgebäude werden von teilweise hunderten Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, Eltern, Hausmeisterpersonal und Dienstleistern genutzt. Jede dieser Nutzergruppen stellt unterschiedliche Anforderungen an die Nutzung und fühlt sich unterschiedlich stark für das Schulgebäude, den Ressourcenverbrauch und die Instandhaltung verantwortlich. Engagierte Schülerinnen und Schüler und auch das Lehrpersonal sehen oft wenig Handlungsmöglichkeiten, auf den komplexen Betrieb und die Kontrolle des Energiebedarfs ihrer Schule einzuwirken. Das gelingt ohne Hilfe von außen nur bedingt. Hier setzt das Projekt an: „Das Projekt „KlimaVisionen“ bringt die verschiedenen Nutzergruppen einer Schule an einen Tisch. Es werden die unterschiedlichen Sichtweisen beleuchtet, Möglichkeiten zu Veränderung diskutiert und eine gemeinsame Vision erarbeitet. Dadurch entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und man wirkt der vermeintlichen Handlungsunfähigkeit entgegen.“, berichtet Projektleiter Florian Kliche vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen –  UfU e.V.

Das Projekt zielt darauf ab, mit den teilnehmenden Schulen einen jeweiligen konkreten Maßnahmenplan zu erarbeiten, um die Schule in einem abgesteckten Zeitraum klimaneutral zu machen. Dieser Maßnahmenplan wird von den verschiedenen Nutzerinnen und Nutzern mit Unterstützung des UfU selbst erarbeitet. Gemeinsam werden verschiedene Bereiche der Schule wie Mensa, Mobilität, Heizungsanlage, Gebäudedämmung, Sanitäranlagen, etc. untersucht und der CO2-Fußabdruck der Schule ermittelt. In Visionswerkstätten werden die Ergebnisse analysiert und potenzielle Lösungen individuell auf die Schule angepasst. Dazu zählen Fenstersanierungen genauso, wie eine Änderung des Papiermanagements, Fortbildungen zum richtigen Heizen oder ein Ausbau des Schulgartens. Die Schulen profitieren dabei von der langjährigen Erfahrung des UfU in Energiesparprojekten an Schulen, welches das notwendige Rüstzeug wie erfolgreiches Crowdfunding oder das Organisieren von Klimaaktionstagen liefert.

Interessiert Schulen können sich unter https://www.ufu.de/projekt/klimavisionen für das Projekt bewerben.

Das Projekt wird im Auftrag der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz umgesetzt.

Mehr Informationen zum Projekt unter: https://www.ufu.de/projekt/klimavisionen.

Auf dem Weg zur klimaneutralen Schule (PDF)

Das Unabhängige Institut für Umweltfragen ist ein wissenschaftliches Institut und eine Bürgerorganisation mit dem Anliegen, bürgernah und zeitkritisch die umweltpolitische Entwicklung schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern zu analysieren und zu befördern. Weitere Informationen zum UfU sind unter https://www.ufu.de zu finden. Ansprechpartner für das KlimaVisionen-Projekt ist Florian Kliche (florian.kliche@ufu.de).

Die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz wird von Senatorin Bettina Jarasch (Bündnis 90/Die Grünen) geleitet und verfolgt langfristig das Ziel, Berlin bis zum Jahr 2045 zu einer klimaneutralen Stadt zu entwickeln: https://www.berlin.de/sen/uvk/klimaschutz/klimaschutzpolitik-in-berlin/ziele-und-grundlagen

Inhaltlicher Ansprechpartner:
Florian Kliche
Email: florian.kliche@ufu.de
Tel: +49 (0)30 4284 993 26

Pressekontakt:
Jonas Rüffer
Email: jonas.rueffer@ufu.de
Tel.: +49 (0)30 4284 993 36


Energiesparen als Schlüssel zur Energiesicherheit - Suffizienz als Strategie

07. April 2022

Energiesparen als Schlüssel zur Energiesicherheit – Suffizienz als Strategie

Einen bisher noch zu stark unterschätzter Faktor im Kampf gegen den Klimawandel stellt das Energiesparen, also die Energiesuffizienz dar. Die Möglichkeit, nicht nur durch den Ausbau von Erneuerbaren Energien die CO2-Emmissionen zu senken, sondern auch durch aktives Senken der Energieverbräuche, rückt jedoch immer stärker in den Vordergrund. Durch den Krieg in der Ukraine und das Gewahrwerden, dass die eigene Energiesicherheit von fossilen Energieträgern abhängig ist, bekommt dieses Thema einen weiteren Grund, zentrales Prinzip politischen Handelns zu werden. Das Unabhängige Institut für Umweltfragen ist eines von 40 Erstunterzeichnern eines Appells aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft, der dazu aufruft, Energiesuffizienz zu einem Leitprinzip zu machen.

 

Energiesuffizienz hat große Potentiale

Die Potentiale Energie einzusparen und damit den Gesamtverbrauch zu senken sind noch lange nicht ausgeschöpft. Erste Erfolge lassen sich bereits durch Verhaltensänderungen erzielen. Dies lehrt das UfU bereits seit über 25 Jahren in seinen Energiesparprojekten an Schulen im gesamten Bundesgebiet. Gemeinsam mit Schüler*innen und Lehrpersonal wird die Schule auf dem Energierundgang und an Projekttagen auf diese Potentiale hin untersucht. Dazu gehört zum Beispiel fachgerechtes Lüften von Innenräumen, vor allem Winter, richtig eingestellte Thermostate sowie Energiesparlampen und LED-Leuchtmittel. Der jetzt veröffentlichte Appell zeigt viele weitere Einsparpotentiale in den Bereichen Verkehr, Wärme, Öffentliche Gebäude, Industrie, Landwirtschaft und Digitalisierung auf. Dabei befähigt das Energieeinsparen die Bürger*innen, direkt im Kampf gegen den Klimawandel mitzuwirken. Sie macht uns unabhängiger und widerstandsfähiger gegen Staaten, die die Menschenrechte missachten und benötigt vergleichsweise nur geringe Investitionen.

 

Es braucht eine Energiesuffizienzpolitik

Die Erstunterzeichner*innen dieses Appels fordern, das Energiesuffizienz als Strategie fest im politischen Handeln verankert wird. Denn wenn Bürger*innen ihre Verhalten und Lebensweisen ändern sollen, geht dies nicht ohne die Unterstützung aus und mit der Politik. Dazu gehören neben zahlreichen Bildungsangeboten auch Ordnungsrecht, Preissignale und eine angemessene politische Kommunikation.

Energiesparen als Schlüssel zur Energiesicherheit - Suffizienz als Strategie (PDF)

Erstunterzeichnende

  • Anja Bierwirth, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • Almut Bonhage, Stefan Scheuer Consulting, Brüssel
  • Dr. Benjamin Best, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • Prof. Harald Bradke, Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung ISI
  • Klaus Breil, MdB (17. WP), Oberland Consulting, Mitglied Beirat der DENEFF, Bernried a. S.
  • Dr. Lars-Arvid Brischke, ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH
  • Dr. Jutta Deffner, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
  • Dr. Elisabeth Dütschke, Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung ISI
  • Dr. Hartmut Ehmler, Scientists for Future
  • Prof. Wolfgang Eichhammer, Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung ISI
  • Prof. Dr. Manfred Fischedick, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • Dr. Corinna Fischer, Öko-Institut e.V.
  • Prof. Dr. Doris Fuchs, Ph.D., Westfälische Wilhelms-Universität Münster
  • Carl-Otto Gensch, Öko-Institut e.V.
  • Dr. Konrad Götz, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
  • Dr. Christoph Gran, ZOE-Institut für zukunftsfähige Ökonomien
  • Prof. Dr. Rainer Grießhammer, Universität Freiburg
  • Prof. Dr. Stefan Heiland, TU Berlin
  • Prof. Dr. Peter Hennicke, Wuppertal
  • Prof. Dr. Martin Jänicke, Environmental Policy Research Centre, FU Berlin
  • Leon Leuser, Jacques Delors Institut Paris
  • Dr. Sylvia Lorek, Sustainable Europe Research Institut, Deutschland e.V.
  • Prof. Dr. Kai Nagel, TU Berlin
  • Christian Noll, Deutsche Unternehmensinitiative Energieffizienz e.V. (DENEFF)
  • Prof. Dr. Pao-Yu Oei, Europa-Universität Flensburg
  • Prof. Dr. Flurina Schneider, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
  • Prof. Dr. Ulf Schrader, TU Berlin
  • Dr. Joachim H. Spangenberg, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
  • Dr. Immanuel Stieß, ISOE – Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt am Main
  • Dr. Stefan Thomas, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie
  • Prof. Dr. Christian Thorun, ConPolicy – Institut für Verbraucherpolitik
  • Josephine Tröger, Fraunhofer Institut für System und Innovationsforschung ISI
  • Prof. Dr. Frauke Wiese, Europa-Universität Flensburg
  • Franziska Wolff, Öko-Institut e.V.
  • Prof. Dr. Angelika Zahrnt, Ehrenvorsitzende, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
  • Carina Zell-Ziegler, Öko-Institut e.V. Dr. Hans-Joachim Ziesing
  • Dr. Michael Zschiesche, UfU
  • Florian Kliche, UfU


European Innovation Lab - Jetzt registrieren, für moderne digitale Partizipation!

28th. March 2022

The European Innovation Lab - A European workshop and contest for the (further) development of digital formal participation approaches in the European Union

Das European Innovation Lab ist ein Wettbewerb für Young Professionals aus der ganzen EU, um gemeinsam die UVP-Portale von morgen zu gestalten. Es ist damit Teil des vom BMUV geförderten Aarhus-Strong-Projekts zur Entwicklung moderner digitaler Bürgerbeteiligung. Da es sich um einen internationalen Wettbewerb handelt, sind die folgenden Abschnitte dieser Seite in Englisch verfasst.

 

Digital Public Participation is a vital element of modern democracy. Especially when it comes to infrastructural projects such as power plants, factories or railway networks, the whole society is affected. Therefore, EU law provides for a comprehensive Environmental Impact Assessment (EIA), where everyone can contribute their needs and expertise.Authorities are therefore obliged to publish the information on the planned projects and offer online EIA portals.

With the ongoing COVID-19-crisis the essential importance of an effective and efficient design of digital processes is more evident than ever. Existing processes need to be rethought and translated into the digital age. Yet the implementation of EIA portals in the EU could not be more fragmented, which often leads to frustration.

As the design of such a digital participation platform requires a more complex and interdisciplinary approach, the Independent Institute for Environmental Issues invites young professionals from member states of the European Union to take part in its European Innovation Lab to design a platform that meets the demands and goals of modern digital public participation.

Participants will be able to broaden their knowledge and networks while presenting ideas for tomorrow’s portals to an audience of renowned experts and decision makers. The best concepts will be awarded: 1st Prize – 1250 €, 2nd Prize – 1000 €, 3rd Prize – 750 €.

Programme

Phase 1: Kick-off-workshop – 20th of May 2022 (online)

The participants will be introduced to digital public participation in the European Union and especially dive into the legal basis and requirements of EIA platforms. The practicability and design of existing websites will be discussed. You will get to know other participants and have the chance to form alliances for the competition.

Phase 2: The Contest Deadline – 31st of August 2022

After being equipped with the essentials, you now have time till the end of August to develop your own concepts for a digital participation platform. The goal is to design a platform that is compatible with the EU guidelines. However, it is up to you to decide on how you would like to create and implement your ideas. Out of all submissions, a jury of internationally known experts will select three finalists.

Phase 3: The Second Workshop – 16th of September 2022 (online)

In the final workshop, all participants come together with an interdisciplinary expert audience to share their experiences and knowledge. Highlight of the event will be the award ceremony. The three finalists have the opportunity to present and discuss their designs before the final winner is announced.

Admission requirements

Participation is open to young professionals (ideally between 25-35 years of age) who are studying or residing in one of the 27 EU member states. Participants are expected to have experience in relevant disciplines such as web design, graphic design, communicative design, sociology, administrative law, environmental planning, urban development or spacial planning. Participants with expertise in related fields who feel motivated to participate are welcome to register as well.

All Participants will be given a confirmation of participation. Registration is possible until 16.05.2022.
Please submit your registration via the formular below.
For questions you can write an email to aarhus-strong-project@ufu.de

European Innovation Lab (PDF) Keine Felder gefunden.

Pressemeldung von DNR, BBN, BDLA, BUND, DUH, NABU, UfU und UVP-Gesellschaft

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23. März 2022

Umweltorganisationen legen Vorschläge zur Planungsbeschleunigung vor: Verbesserte Planung und Beteiligung statt Symbolpolitik zu Lasten der Umwelt nötig

Berlin, 23.03.2022. Die Umweltorganisationen BBN, BDLA, BUND, NABU, DUH, UfU, UVP-Gesellschaft und der Umweltdachverband DNR haben konkrete Handlungsempfehlungen für eine wirksame Beschleunigung von Infrastrukturvorhaben in der aktuellen Legislaturperiode vorgelegt. Anlässlich eines parlamentarischen Gesprächs mit Abgeordneten des Deutschen Bundestags betonen sie, dass ein dringender Beschleunigungsbedarf im Bereich von Klima- und Umweltschutzmaßnahmen besteht, um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen. „Notwendig ist daher eine strikte Priorisierung von Projekten nach ihrem Klima- und Umweltnutzen, anstatt hunderte von häufig klimaschädlichen Projekten z.B. in der Verkehrsinfrastruktur zu planen“, so die Verbände in ihrer Einschätzung. Beschleunigungspotenziale ließen sich vor allem dadurch heben, dass potenzielle Konflikte zwischen Klima- und Artenschutz – auch durch übergreifende Lösungen – so weit wie möglich vermieden bzw. frühzeitig erkannt und unter Beteiligung der Öffentlichkeit einer Lösung zugeführt würden.

Wichtig sei darüber hinaus, dass zunächst der geltende Rechtsrahmen besser ausgeschöpft und die zahlreichen Beschleunigungsgesetze genutzt und hinsichtlich ihres Nutzens für Planungsqualität und Beschleunigung evaluiert würden, bevor neue und umfangreiche Gesetzesänderungen beschlossen werden. „Die in der letzten Legislaturperiode verabschiedeten Maßnahmen wie der Einsatz von Projektmanagern, die Nutzung von Antragskonferenzen, die Etablierung frühzeitiger Öffentlichkeitsbeteiligung sowie Planungsvereinfachungen bei kleineren Vorhaben sollten konsequent angewendet werden“, so die Verbände weiter. Der Schwerpunkt künftiger Beschleunigungsmaßnahmen sollte daher auf der Verbesserung des Vollzugs sowie der Stärkung untergesetzlicher Maßnahmen liegen.

Nach Überzeugung der Verbände enthält der Koalitionsvertrag der Bundesregierung einige Maßnahmen, die europarechtlich bzw. rechtsstaatlich stark umstritten sind und wenig Beschleunigungspotenzial aufweisen, da sie langwierige rechtliche Auseinandersetzungen um ihre Zulässigkeit provozieren. Dies betrifft insbesondere die Wiedereinführung der materiellen Präklusion, die Einführung einer Mitwirkungspflicht für Umwelt- und Naturschutzverbände, der Wegfall der aufschiebenden Wirkung im Rechtsschutzverfahren oder die Einführung von Genehmigungsfiktionen, die zu erheblichen Rechtsunsicherheiten führen würden. „Planungsbeschleunigung ist kein Selbstzweck. Sie muss die gesellschaftliche Transformation effektiv voranbringen und ihre Akzeptanz fördern, das Klima schützen und den Schutz der biologischen Vielfalt sicherstellen“, so der Appell der Verbände an die Politik.

Die Handlungsempfehlungen der Verbände sind unter www.dnr.de erhältlich.

 

Fachliche Nachfragen

BDLA, Mario Kahl, Tel. 030 278715-12, mario.kahl@bdla.de; BUND, Dr. Werner Reh, Tel. 0176-45719292, rehwerner2@gmail.com; BBN, Prof. Klaus Werk, klaus.werk@werk-home.de; DUH, Dr. Cornelia Nicklas, Tel. 030-2400867-0, nicklas@duh.de; DNR, Florian Schöne, Tel. 030-6781775-99, florian.schoene@dnr.de; UfU, Dr. Michael Zschiesche, Tel. 030-428499332, michael.zschiesche@ufu.de; UVP-Gesellschaft, Dr. Joachim Hartlik, Tel. 05175-9291003; hartlik@uvp.de; NABU, Kari Fintzen, Tel. 01522.1722241, kari.fintzen@nabu.de.


KlimaCamps heißen jetzt „KlimaKompetenz Camps“ und gehen in die zweite Runde!

01. März 2022

Für eine erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens 2015 ist berufliche (Weiter-)Qualifizierung von zentraler Bedeutung. Seit 2020 wird das Thema Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Standardberufsbildposition in den Rahmenlehrplänen von Ausbildungsberufen integriert. Die neuen Standards gelten für alle dualen Ausbildungsordnungen, die ab dem 01.08.2021 in Kraft treten.
Mit Festschreibungen dieser Art allein ist eine wirksame Verankerung von Klimaschutz und Nachhaltigkeit jedoch noch nicht sichergestellt. Eine zentrale Herausforderung besteht darin, dass Aus- und Weiterbildungspersonal selbst noch nicht ausreichend sensibilisiert ist und über zu wenig Lehr- bzw. Befähigungskompetenzen im beschriebenen Bereich verfügt. An dieser Stelle setzt das Projekt KlimaCamps für Zukunftsberufe seit März 2021 an: In innovativen Fortbildungsformaten erhalten Teilnehmende Impulse von Fachexpert*innen zu Regenerativer Energietechnik, Nachhaltiges Wirtschaften, Digitalisierung & IKT, können eigene Erfahrungen austauschen und angeleitet neue Materialien für den eigenen Lehr- bzw. Arbeitsbetrieb erarbeiten. Die ersten drei Veranstaltungen der Reihe wurden im Herbst/Winter 2021/2022 erfolgreich durchgeführt.

Die bisherigen Teilnehmer*innen aus den verschiedensten Fachrichtungen (Schornsteinfeger*innen, Erzieher*innen, Trockenbauer*innen, …) gefiel bei den bisherigen Fortbildungen besonders gut, dass man viele Menschen aus dem Bildungsbereich kennenlernt, mit denen das Thema Klimawandel und Energiewende diskutiert werden kann. Auch die Erstellung von konkretem Unterrichtsmaterial und das Teilen von bereits vorhandenem Material kam bei der Zielgruppe gut an und soll für die KlimaKompetenz Camps beibehalten werden.

In den Jahren 2022 und 2023 werden nun weitere Fortbildungen dieser Art stattfinden um noch mehr Berufsschullehrer*innen zu erreichen – die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Nähere Informationen sind auf der Projektwebseite zu finden.


Klimaneutrale Schulgebäude in Neubau und Sanierung

10. März 2022

Veranstaltung des Landesverbands für Energieeffizienz:

Klimaneutrale Schulgebäude in Neubau und Sanierung

Online-Stammtisch

Datum: 16. März 2022
Uhrzeit: 16:30 Uhr – 18:30 Uhr
Ort: Online
Ansprechpartnerin: Marlies Bock

Wir laden Sie herzlich zum Online Stammtisch des Landesverbands für Energieeffizienz (LFE) ein:

Klimaneutrale Schulgebäude in Neubau und Sanierung

Nichtwohngebäude zu denen auch Schulen zählen „machen zwar nur etwa ein Siebtel des Gesamtbestands aus, ihr Anteil am Endenergieverbrauch aller Gebäude beträgt allerdings mehr als ein Drittel.“ (dena) Höchste Zeit Neubau und Sanierungen von Schulgebäuden und Klimaneutralität zusammenzudenken!

Im Ecornet Forschungsverbund wurde dies bereits angestoßen. Ecornet Berlin ist ein einzigartiger Zusammenschluss aus fünf Instituten, die transdisziplinär für eine soziale und ökologische Metropole Berlin forschen. Im Projekt „Wärmewende in öffentlichen Nichtwohngebäuden“ wurden die Hintergründe und Zusammenhänge der Klimaschutzziele und Schulsanierungen in Berlin (Schulbauoffensive) aufbereitet. Marlies Bock, stellvertretende Fachgebietsleiterin „Energieeffizienz und Energiewende“, wird einige Inhalte aus dem Projekt-Hintergrundpapier während des Stammtischs präsentieren.

Darüber hinaus bietet der Stammtisch Raum für Austausch und Diskussion. Insbesondere spannend für planende Mitarbeitende aus Verwaltungen sowie Energieberater*innen für Nichtwohngebäude. Anhand eines Typenschulgebäudes wird beispielhaft dargelegt, mit welchen Maßnahmen z.B. die Effizienzhausstandards in Neubau und Sanierung erreichbar sind.

Anmelden können Sie sich hier.

UfU-Veranstaltungen

Interessieren Sie sich für weitere Veranstaltungen zum Thema klimaneutrale Schule, Energiesparen und Bildung? Hier können Sie sich zu unserem Veranstaltungsnewsletter anmelden:

Veranstaltungsliste

Solidarität mit der Ukraine! Das UfU steht hinter seinen Projektpartnern in der Ukraine

24. Februar 2021

UfU_Stellungnahme_Ukraine
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English version below
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Solidarität mit der Ukraine!

Das Unabhängige Institut für Umweltfragen – UfU e.V. steht solidarisch hinter der Ukraine und unseren dortigen Projektpartner*innen. Wir verurteilen den Angriffskrieg von Russland gegen die Ukraine aufs Schärfste!

Als friedliche Umweltorganisation steht für uns schon immer fest: Differenzen lassen sich nur mit Dialogen lösen. So groß die Gräben auch sein mögen, wer im Sinne von Frieden, Gerechtigkeit und einer guten Zukunft handelt, lehnt jede Form von Gewalt grundsätzlich ab.

Wir verurteilen den Angriffskrieg, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt aufs Schärfste und stehen solidarisch hinter unseren Partner*innen in der Ukraine. Gemeinsam mit großartigen zivilgesellschaftlichen Organisationen und den dort arbeitenden und lebenden Menschen haben wir in den letzten Jahren viel bewegt. Gemeinsam haben wir zur Verbesserung des Wassermanagements in den Regionen Ternopil und Odessa zusammengearbeitet und uns mit unseren Partner*innen dafür eingesetzt, dass die Beteiligung der Zivilgesellschaft an umwelt- und klimapolitischen Fragestellungen verbessert wird. Der interkulturelle Austausch und der gemeinsame Wille, für eine gute und nachhaltige Zukunft zu arbeiten, hat uns dabei stark bereichert. Es erschüttert uns zutiefst, erfahren zu müssen, dass diese Menschen, mit denen uns viel verbindet, jetzt in Gefahr sind.

Wir fordern Wladimir Putin auf, seinen Krieg gegen die Ukraine umgehend zu beenden und den Weg der friedlichen Kommunikation einzuschlagen. Als Institut, dass in der ehemaligen DDR seine Wurzeln hat, wissen viele unserer Mitglieder und Gründer, welche langzeitigen Folgen Kriege und Zerstörung auf die Zivilgesellschaft und auf die Umwelt haben. Es darf keinen neuen Krieg in Europa geben!

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Solidarity with Ukraine!

The Independent Institute for Environmental Issues – UfU e.V. stands in solidarity behind Ukraine and our project partners there. We strongly condemn the Russian war of aggression against Ukraine!

As a peaceful environmental organisation, it has always been clear to us that differences can only be resolved through dialogue. However great the differences may be, those who act in the spirit of peace, justice and a good future fundamentally reject any form of violence.

We strongly condemn the war of aggression waged by Vladimir Putin against Ukraine and stand in solidarity with our partners in Ukraine. Together with great civil society organisations and the people working and living there, we have achieved a lot in recent years. Together we have worked to improve water management in the Ternopil and Odessa regions and worked with our partners to improve civil society participation in environmental and climate policy issues. The intercultural exchange and the common will to work for a good and sustainable future has enriched us greatly. We are deeply shocked to learn that these people, with whom we have much in common, are now in danger.

We call on Wladimir Putin to end his war against Ukraine immediately and to take the path of peaceful communication. As an institute with its roots in the former GDR, many of our members and founders know the long-term consequences of war and destruction on civil society and the environment. There must be no new war in Europe!

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Autoren: Jonas Rüffer


Welttag der Feuchtgebiete – Zeit, diese zu schützen!

02. Februar 2022

Welttag der Feuchtgebiete – Zeit, diese zu schützen!

Feuchtgebieten kommt weltweit eine zentrale Bedeutung im Erhalt der Artenvielfalt und im Schutz gegen den Klimawandel zu. Trotzdem werden diese wichtigen Biotope bisher nicht ausreichend geschützt. Das UfU setzt sich in einigen Projekten, beispielsweise in Vietnam, für den Erhalt wichtiger Feuchtgebiete ein.

Die Bedeutung von Feuchtgebieten für den Klimaschutz wird immer wieder unterschätzt. Viele Feuchtgebiete auf der Welt sind Jahrtausende alt und bilden dicke Torfschichten. Torf bildet sich, wenn in wassergesättigten Böden unter Ausschluss von Sauerstoff totes, kaum zersetztes Pflanzenmaterial gebunden wird. Auf diese Weise bilden Feuchtgebiete gigantische CO2-Speicher. Moore beispielsweise speichern laut BUND weltweit mehr als doppelt so viel CO2, wie alle Wälder der Erde zusammen.

Leider sind Feuchtgebiete weltweit stark bedroht und benötigen umfassenden Schutz. Das UfU setzt sich vor Allem in Vietnam für den Erhalt von essentiellen tropischen Feuchtgebieten wie Mangrovenwäldern ein, die immer wieder Opfer von Abholzung werden. In unseren Projekten „Öffentlichwirksame Mangrovenpflanzung zur Unterstützung der ökologischen Schutzfunktion des Mangrovenwaldes gegen klimawandelbedingte Extremwetterereignisse“ und „Steigerung des Bewusstseins für den Klimawandel durch Pflanzungen von Mangrovensetzlingen“ wurden mit unserer Hilfe 2019 und 2020 mit über 250 Freiwilligen 2000 Mangrovensetzlinge am Kieng Gang Fluss gepflanzt. Mangroven speichern fünfmal mehr CO2, als andere Bäume und bilden in Vietnam im Verbund große Feuchtgebiete, die außerdem die Küste vor Überschwemmungen und Stürmen schützen.

Auch im Kampf gegen die Biodiversitätskrise haben Feuchtgebiete eine enorme Bedeutung: „In intakten Feuchtgebieten in Deutschland finden seltene und zum Teil hochspezialisierte Arten wie Goldregenpfeifer, Hochmoor-Mosaikjungfer oder der Rundblättrige Sonnentau Rückzugsmöglichkeiten“, so Nora Haack, Projektleiterin im Fachgebiet Naturschutz und Umweltkommunikation. Doch die Bilanz in Deutschland im Umgang mit Feuchtgebieten gleicht einer ökologischen Katastrophe. Circa. 4 Prozent der deutschen Landesfläche bestanden ursprünglich aus Auwäldern, Mooren, Watt, Sümpfen und anderen Arten von Feuchtgebieten. Durch Entwässerung und Torfabbau sind inzwischen mehr als 90 Prozent der Feuchtbiotope in Deutschland zerstört.

Um die Feuchtgebiete weltweit zu schützen braucht es umfassende regulierende Schutzmaßnahmen und viele Renaturierungsaktionen. Flächen müssen der Natur zurückgegeben, Moore wieder bewässert und Wälder wie Mangroven- oder Auwälder neu gepflanzt werden. Dabei muss dem Schutz von Feuchtbiotopen eine wesentlich höhere Priorität, als bisher eingeräumt werden. Denn entwässerte Feuchtgebiete entlassen das seit Jahrtausenden gebundene CO2 wieder in die Atmosphäre und befeuern so den Klimawandel zusätzlich. In Deutschland sind die CO2-Emissionen von entwässerten Mooren bereits höher als 1/3 der Emissionen in der Landwirtschaft.

Wenn wir auf den Kauf von torfhaltigen Produkten verzichten und die Feuchtgebiete wieder schützen, gewinnen wir starke Verbündet im Kampf gegen den Klimawandel und für den Erhalt der Biodiversität.
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Das Unabhängige Institut für Umweltfragen ist ein wissenschaftliches Institut und eine Bürgerorganisation mit dem Anliegen, bürgernah und zeitkritisch die umweltpolitische Entwicklung schwerpunktmäßig in den neuen Bundesländern zu analysieren und zu befördern. Weitere Informationen zum UfU sind unter https://www.ufu.de zu finden. Ansprechpartnerin für das Mangrovenprojekt in Vietnam ist Nicole Wozny (nicole.wozny@ufu.de)

Informationen zu unseren Projekten in Vietnam:
Das UfU fördert viele verschiedene Klimaschutzprojekte in Vietnam, auch in Bezug auf Mangrovenwälder, Seegraswiesen oder einheimische Bäume:
Klimafonds in Mittelvietnam (2019): https://www.ufu.de/projekt/klimafonds-mittelvietnam/
Klimafonds in Mittelvietnam (2020): https://www.ufu.de/projekt/klimafonds-mittelvietnam-2/
Klimafonds in Mittelvietnam (2022): https://www.ufu.de/projekt/klimafonds-mittelvietnam-3/0

Pressekontakt:
Jonas Rüffer
Email: jonas.rueffer@ufu.de
Tel.: +49 (0)30 4284 993 36
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“Grünes Label für Atomenergie und Erdgas”- Das werden wir nicht vermitteln!

02. Februar 2022

“Grünes Label für Atomenergie und Erdgas”- das werden wir den Schüler*innen niemals vermitteln!

Eine Stellungnahme des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen – UfU e.V. auf die am 31.12.2021 durch die EU-Kommission vorgeschlagene Ergänzung zur EU Taxonomie, worin Atomenergie und Erdgas als nachhaltige Energieträger eingestuft werden.

 

Dass Atomenergie und Erdgas in Zukunft als nachhaltige und grüne Energiequellen eingestuft werden sollen, ist eine klimapolitische Katastrophe. Als Umweltinstitut mit zahlreichen Bildungsprojekten an Schulen und Kitas können wir diese Taxonomie nicht akzeptieren.

„Unser Fachgebiet arbeitet mit jungen Schüler*innen zu den Themen Ressourcenverbrauch, Klimaflucht und Energiewende zusammen. Wenn wir die Klassen bei unseren Schulbesuchen zukünftig fragen, ob Atomkraft “grün” ist, können wir die Schüler*innen gleichermaßen auch fragen, ob Schlafengehen jetzt Sport ist, Boulevard-Blätter nun Bildungsquellen sind oder an der Kasse vielleicht auch mit Monopoly Geld bezahlt werden kann“, sagt Ulrike Koch, Fachgebietsleiterin des Fachbereichs Klimaschutz & Transformative Bildung.

In Bildungsprojekten zur Energiewende, wie beispielsweise der Mitmachausstellung, wandeln die Schüler*innen der Klassenstufe 5-8 auf einem großen Teppich die bisherige Energielandschaft aus Kohle- und Kernkraftwerken in Erneuerbare Energieanlagen um. Dabei werden die Funktionsweisen und CO2-Verbrauch der verschiedenen Energiequellen erklärt. Die geplante EU-Taxonomie gefährdet diese wertvolle Arbeit: „Die Aufnahme von Atom- und Gasenergie in die Taxonomie ist aus klimawissenschaftlicher Sicht völlig widersprüchlich und zudem gefährlich. Das werden und können wir Schüler*innen niemals vermitteln“, so Marie Wolfbauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin in den Bildungsprojekten am UfU.

Wir räumen Erdgas weiterhin vom Teppich und bezeichnen es als eine Energiequelle die endlich ist und Unmengen an CO2 freisetzt. Selbiges gilt für Atomkraft. Der CO2-intensive Bau von Reaktoren, der Uranabbau und die Lagerung von für Generationen gefährlichem Atommüll kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden. Mehr noch. Aktuell entwickeln wir die Ausstellung weiter und konzipieren ergänzende Lernstationen zu den Themen “Wasserstoff/Energiespeicher”, und “Sektorenkopplung”. Denn Europa braucht einen transnationalen grünen Strommix und das vermitteln wir auch in unseren Bildungsprojekten.

Weiter kritisieren wir das Vorgehen der EU-Kommission, um diese Taxonomie durchzusetzen. Der delegierte Rechtsakt vom 31.12.2021 ist nicht nur gegenüber der Klimakrise verantwortungslos, sondern auch ein Instrument der Täuschung. Florian Kliche, Geschäftsführer vom Unabhängigen Institut für Umweltfragen, stellt fest: „Diese Einordnung wäre der größte Greenwashingskandal der letzten Jahre. Privaten Anleger*innen wird mit dieser Augenwischerei Nachhaltigkeit vorgegaukelt, wenn doch in Wahrheit Umweltzerstörung von enormem Ausmaß stattfindet“. Die Entscheidung der EU-Kommission ist ein klares Indiz für Lobbypolitik in der EU und sabotiert die jahrzehntelange Arbeit von Umweltverbänden und engagierten Klimaschützer*innen.

Wir fordern von der Bundesregierung, allen voran Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck, sich ein Beispiel an Österreich und Luxemburg zu nehmen, die inzwischen eine Klage gegen die Taxonomie in Erwägung ziehen. Wenn das Vertrauen in die Klimapolitik der neuen Regierung nicht gleich zu Anfang verspielt werden soll, schließt sich die Bundesregierung dieser Klage an.

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Die Stellungnahme im PDF Format: UfU-Stellungnahme zur geplanten EU-Taxonomie

Für inhaltliche Rückfragen: 
Marie Wolfbauer
Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachgebiet Klimaschutz & Transformative Bildung
Email: marie.wolfbauer@ufu.de
Telefon: 030 4284 993 37

Pressekontakt:
Jonas Rüffer
Assistenz der Geschäftsführung und verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit
Email: jonas.rueffer@ufu.de
Telefon: 030 428 4993 36